OSKAR CZERWENKA

Wiens großer Baß

Sein Image war stets das des erdverbundenen Kraftlackels; und doch: Oskar Czerwenka war einer der einfühlsamsten Gestalter, den die Opernszene hatte. Es war kein Zufall, daß er in Zeiten, in denen man mit solchen Ehrenbezeugungen noch nicht großzügig war, schon in jungen Jahren mit dem Titel Kammersänger geadelt wurde. Darauf war Czerwenka auch sein Leben lang stolz, während er die übrigen Auszeichnungen, mit denen man ihn überhäufte, in der Regel mit Nonchalance überging.

Der Künstler Czerwenka aber war sensibel und zerbrechlich, auch wenn der äußere Schein ein anderes Bild zu zeichnen schien. Früher als andere machte er sich schon Gedanken über moderne Regieführung, und zwar in einem werkgerechten Sinn. Hie und da stellte er sich auf die Seite der Inszenatoren, wenn Kollegen allzu konservative Vorstellungen an den Tag legten. Immer war ihm wichtig, die Psychologie seiner Rolle klar und unmißverständlich vor seinem Publikum auszubreiten.

Daß es prinzipiell mit Witz und Humor geschah, daß auch in ernsten Figuren der menschlich-allzumenschliche Hintergrund fühlbar wurde, hat den Eindruck bei oberflächlichen Zuschauern hie und da in falsche Bahnen gelenkt. Wer erlebt hat, wie Czerwenka in seinen letzten Opernjahren noch den La Roche in Richard Strauss' „Capriccio” gestaltet hat, der weiß, wieviel Wärme und Lebensklugheit dieser Sänger in seine Kunst einzubringen vermochte.

Nicht zuletzt deshalb waren auch Charaktere wie der Ochs auf Lerchenau im „Rosenkavalier” bei Czerwenka in allerbesten Händen. Wo des öfteren mit Klamauk über ernsthafte Details hinweggespielt wird, fand dieser Künstler immer auch die rechten Zwischentöne.

Dank dieser Qualitäten und seiner mächtigen Baßstimme war sein Weg schnell vorgezeichnet. 1947 debütierte Czerwenka in Graz, drei Jahre später hatte ihn die Staatsoper schon engagiert und ins legendäre Ensemble des Theaters an der Wien integriert. Alle großen Häuser der Welt holten ihn hernach als Gast, den Ochs verkörperte er schon 1958 auch an der New Yorker Metropolitan Opera.

Als beliebten Unterhalter sah man Czerwenka aber neben seinen großen Opernpartien auch in diversen Fernsehproduktionen und amüsierte sich über seine hintergründigen Soloprogramme. Vor allem feierte das Wiener Publikum den Unermüdlichen als Tevje in „Anatevka”.



DA CAPO